Neue Grabstätte eingeweiht Seite Drucken

3. November 2016
Das neue Gemeinschaftsurnengrab auf dem katholischen Friedhof in Oberuzwil ist fertig gestellt und wurde mit einer schlichten Feier kurz vor Allerheiligen eingeweiht. In Zukunft sind dort nun – ergänzend zu den bisherigen Angeboten – Urnenbestattungen möglich, verbunden mit einer Namensnennung am neuen Kunstwerk.
Auf Einladung der Gemeinde hatten drei Bildhauer im Herbst 2015 je einen Vorschlag für die neue Grabstätte eingereicht. Aus dem Projektwettbewerb ging der Kunstschaffende Jan Kaeser als Sieger hervor. Die zentrale Aussage der Gestaltung des Gemeinschaftsurnengrabes widerspiegelt seine Vorstellung von Gemeinschaft. Das Individuelle wird – als einzelnes Zeichen in Form eines Glastropfens – beibehalten, gleichzeitig finden sich alle Tropfen in einer fliessenden Bewegung zusammen.

Die künstlerische Gestaltung
Als Zeichen und Schriftträger bilden drei Stelen ein Raumgefüge. Die drei Stelen sind aus bronzefarbenem Aluminium gefertigt und enthalten hundert von Hand gefertigte Glaslinsen (Tropfen). Diese Tropfen sind Gestaltungselemente, hinter denen sich die Namen der Verstorbenen in unterschiedlichen Farben anbringen lassen. Die Linsenform der Tropfen wurde so gewählt, dass die Schrift von vorne her gesehen optisch vergrössert wird. Von der Seite her betrachtet, erscheinen sie als durchsichtige, die Umgebung spiegelnde Tropfen.

Einheitliches Erscheinungsbild
Um den würdevollen Charakter des Friedhofs zu unterstreichen, legt die Gemeinde grossen Wert auf ein einheitlich schlichtes Erscheinungsbild. Individueller Schmuck jeglicher Art sowie Pflanzen/Blumen sind – analog zur Regelung bei den Urnenwänden – ausschliesslich auf den dafür vorgesehenen Steinplatten bei den Stelen und maximal während drei Monaten nach der Beisetzung gestattet. Die Gedenkstätte soll sich mit der künstlerischen Gestaltung harmonisch in das Gesamtbild des Friedhofs einfügen. Der Friedhofgärtner ist befugt, diese Vorgabe umzusetzen und allfällige Pflanzen oder Gegenstände abzuräumen.

Grundlagen angepasst
Um das neue Angebot in die vorhanden rechtlichen Grundlagen einzubinden, hat der Gemeinderat per 1. November 2016 die Ausführungsbestimmungen zum Bestattungs- und Friedhofreglement und den Gebührentarif für das Bestattungswesen entsprechend angepasst. Die Zukunft wird zeigen, ob die neue Bestattungsmöglichkeit Anklang findet oder ob weiterhin vorwiegend die bestehenden Angebote – Reihengrab, Urnenwand, anonymes Gemeinschaftsgrab – gewählt werden. Bei Todesfällen steht das Bestattungsamt den Angehörigen gerne beratend zur Verfügung.

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«Licht – Zeit – fliessen»
… mit diesen drei Worten lassen sich Jan Kaeser’s Gedanken beim Entwickeln dieser Grabstätte ordnen.

Licht
Die Oberflächen der drei Stelen wie auch jene der Glaslinsen spielen im Licht. Es entstehen unterschiedliche Stimmungen und Farben. Die Farben der Stelen stehen in Beziehung zur Farbe des vorhandenen Zeichens beim Gemeinschaftsgrab.

Zeit
Das Zusammenwirken der beständigen Materialien Glas und Metall vermittelt den Eindruck von Dauer. Die Spiegelungen in den einzelnen Tropfen erlebt man jedoch im Augenblick. Sie verändern sich je nach Lichteinfall, je nach Standort des Betrachtenden. Sie lassen den Moment bewusst werden. Ein Zusammenspiel also von Moment und Dauer.

Fliessen
Die Hanglage dieser Grabstätte birgt das Fliessende in sich. Die einzelnen Tropfen formen sich in ihrer Gemeinschaft zu einer fliessenden Gestalt. Sie ist bewusst nicht als bekanntes Zeichen oder Symbol gewählt, korrespondiert aber in ihrer Dynamik und Bewegung mit der Form des bestehenden Grabzeichens für das Gemeinschaftsgrab. Der Fluss als Gemeinschaft aus Tropfen steht symbolisch für «das sich Wiederholende», «die Reise» und den «Fluss des Lebens und Sterbens».
Neues Gemeinschaftsurnengrab