Künstler begleitet Bauarbeiten in der Schulanlage Breite Seite Drucken

5. April 2018
Mit einem symbolischen Spatenstich haben die Bauarbeiten auf der Schulanlage Breite begonnen. In der kleinen Turnhalle wurden zuvor drei provisorische Schulzimmer eingebaut. Der Anbau soll nicht nur als Gebäude eine Form annehmen, sondern als «Raumschaffungsprojekt» gleichzeitig in allen direkt Beteiligten – vorab den Schülerinnen und Schüler sowie den Lehrpersonen – eine persönliche, innere Raumentwicklung anregen.
Analog des Baufortschrittes finden künstlerische und pädagogische Interventionen statt, welche auf unkonventionelle und überraschende Weise aufzeigen, wie Wissen und Emotionen, Materie und Geist, Logik und Phantasie, Denken und Fühlen im Zusammenwirken ein erfolgreiches Lernen und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit fördern. Mit der Umsetzung dieses Raumschaffungsprojekts wurde Roman Rutishauser aus St. Gallen als «Artist in Construction» beauftragt. Am 5. April fand der Kick-off mit Beteiligung von über 100 Kindern der Oberuzwiler Kindergärten statt.

Lernen auf der Baustelle
Lernen ist nur dann erfolgreich, wenn es im Kontext zur Persönlichkeit des Lernenden geschieht, wenn der Stoff nicht von Emotionen getrennt behandelt, sondern auf sinnliche Art damit verknüpft wird. Ein Bauvorhaben und das Leben mit und auf einer Baustelle bedeuten nicht nur besondere Herausforderungen, sondern auch faszinierende Chancen für alle Beteiligten, das eigene Denken, Lernen und Wahrnehmen zu erweitern. Aus diesem Grund wurde der bekannte Künstler, Musiker und Pädagoge Roman Rutishauser eingeladen, als «Artist in Construction» die ganze Bauzeit bis zur Eröffnung des Neubaus im Sommer 2019 zu begleiten, um mit Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Bauleuten immer wieder überraschende Aktionen zu planen und durchzuführen, welche – durch den äusseren Baufortschritt angeregt – «innere Baustellen» inspirieren und anregen sollen.

Artist in Construction
Roman Rutishauser verknüpft in seinen Projekten pädagogische Themen, Raumgestaltung, Musik und Kunst miteinander. Kinder und Erwachsene bezieht er intensiv in seine Arbeiten ein – oft sind gerade sie die eigentlichen Hauptdarsteller in seinen Aktionen. Zu seinen bekanntesten Projekten gehören zum Beispiel die Eröffnung der «Hundertwasser Markthalle» in Altenrhein, sein «Circus Cucinello» mit hunderten von mitwirkenden Kindern, der «KlangSeilAkt» an der pädagogischen Hochschule St.Gallen oder der «Wasserflügel» auf dem Bodensee. Roman Rutishauser arbeitet als freier Künstler und ist sporadischer Dozent an der pädagogischen Hochschule St.Gallen. Während der Bauzeit in Oberuzwil ist sein Arbeitsplatz ein Baucontainer direkt auf der Baustelle im Schulareal Breite.

Provisorium als Chance
Ein Provisorium ist ein offenes Feld, wo vermeintliche Störungen und Unbequemes als inspirierende Wegweiser dienen und zu ungeahnten Einsichten und Entwicklungen führen können. Anstatt Lähmung sind neue Ideen und kreatives Denken gefragt! Wer sich darauf einlassen kann, andere Wege zu entdecken, entwickelt gerade in diesem «Niemandsland» neue Perspektiven und Chancen.

Im Falle der provisorischen Schulzimmer in der alten Turnhalle wurden mit ein paar Eingriffen drei Themenzimmer: Das «Turmzimmer der Übersicht», das «Turmzimmer der Träume» und das «Turmzimmer der fliessenden Zeit». Diese neuen Räume schaffen täglich ein inspirierendes Umfeld, welches zum Lernen und selbständigen Denken anregt, gerade auch in der Gewissheit, dass diese Anregungen «nur» provisorisch sind. Denn zu einem Provisorium gehört zwingend, dass es vorübergehend ist und somit zu einem Denken führt, welches stets in Bewegung bleibt.

Baustellenpiano
Wenn die Kinder und Lehrpersonen nach den Frühlingsferien die Baustelle betreten, auf welcher sie für ein Jahr lang lernen und arbeiten werden, empfängt sie der Artist in Construction, Roman Rutishauser als Baustellenpianist. Sein wunderschönes, altes Klavier wird zum wichtigen Begleiter durch die Bauzeit und zeigt mit seinen Klängen ganz deutlich, dass Vieles jetzt anders wird, als man sich es gewohnt ist. Das Klavier wird so zum klingenden Resonanzkörper all dessen, was während der Bauzeit in den Menschen und Gebäuden passiert. Der Baustellenpianist hat auch einen «Baustellensong» für die Schule Oberuzwil geschrieben, welches er an diesem Tag den über 400 Kindern in der Mehrzweckanlage vorstellen und gleich mit ihnen einproben wird. Dieses Lied wird die Bauzeit ständig begleiten und zu einem festen Mitspieler im «Kunststück Baustelle Breite», genauso wie alle Menschen, die hier arbeiten. Bagger und Kran werden ebenfalls ihre besonderen Auftritte haben!
Schulzimmer entsteht
In der kleinen Turnhalle entstehen drei provisorische Schulzimmer.